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Atommüll-Endlager in Niedersachsen: Ist Schacht "Konrad" gefährdet?

Förderturm von Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk.

Atommüll-Endlager in Niedersachsen: Wie steht es um Schacht "Konrad"?

Bild: IMAGO / blickwinkel

Nach Medienberichten könnte sich die Einlagerung von radioaktiven Stoffen im Schacht Konrad in Niedersachsen deutlich verzögern. Das Bundesumweltministerium sieht dagegen keinen Anlass zur Sorge.

Was ist der Schacht "Konrad"?

Schacht "Konrad" ist ein stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk, in das nach bisherigen Plänen ab den 2030er Jahren bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden sollen. Es ist das bundesweit erste nach Atomrecht genehmigte Endlager für diese Abfälle.
Das Atommüll-Endlager ist am Rand der Stadt Salzgitter geplant.

Warum wird jetzt wieder über den "Schacht Konrad" diskutiert?

Recherchen des Bayerischen und Norddeutschen Rundfunks hatten Zweifel daran aufkommen lassen, dass der Zeitplan für die Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Stoffen eingehalten werden kann. Unter anderem mit Verweis auf wasserrechtliche Genehmigungshürden berichteten die Sender, dass sich die Einlagerung von Atomabfällen in dem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk um Jahre verzögern oder gar gänzlich gefährdet sein könnte. 

Was ist neu?

Hintergrund der jetzigen Problematik sei eine Änderung der Trinkwasserverordnung im Jahr 2023, die erneute Nachweise zur Einhaltung von Grenzwerten nötig mache, erläuterte der Sprecher des Bundesumweltministeriums. Dies sei aber auch "nichts Neues" und in der Vergangenheit immer wieder gelungen.
Es gehe dabei beispielsweise um den Nachweis, dass bestimmte Chemikalien nur in sehr begrenzten Mengen aus den eingelagerten Abfallbehältern austreten und das Grundwasser belasten können.

Was sagt das Bundesumweltministerium?

Das Bundesumweltministerium sieht die Einlagerung von radioaktiven Stoffen im niedersächsischen Schacht Konrad trotz Hürden bei der Genehmigung nach eigenen Angaben nicht als gefährdet an. "Im Moment wird das Endlager Konrad fertiggestellt und die Inbetriebnahme vorbereitet", erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Auch die für den Prozess verantwortliche Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) teilte am Mittwoch mit:

"Das Endlager Konrad in Salzgitter wird derzeit errichtet und soll in den frühen 2030er Jahren seinen Betrieb aufnehmen."

Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)

Davon gehe die BGE unabhängig von der Frage der wasserrechtlichen Genehmigung weiterhin aus.

Das Bundesumweltministerium äußerte sich als oberste Atomaufsichtsbehörde zuversichtlich, dass mit Beginn der Einlagerung auch "einlagerungsfähige Gebinde", also Abfallbehälter, für die Endlagerung im Schacht Konrad zur Verfügung stehen würden. Es seien, Stand jetzt, "keine neuen Zwischenlagerkapazitäten" erforderlich, um mögliche Verzögerungen aufzufangen, betonte ein Sprecher.

Der Sprecher des Bundesumweltministeriums betonte, dass die thematisierten Genehmigungsfragen "nicht neu" seien. Die Endlagerkommission habe dazu bereits im Oktober 2024 eine online einsehbare Stellungnahme verfasst. Nach dieser Stellungnahme erfüllt zum jetzigen Zeitpunkt kein einziger Abfallbehälter vollumfänglich die Anforderungen für eine Einlagerung im Schacht Konrad. Das Umweltministerium sei aber zuversichtlich, dass sich dies ändern werde.

Was sagen Kritiker des Schachts "Konrad"?

Kritiker des Vorhabens sehen sich durch die jüngsten Recherchen indes bestätigt. So erklärte etwa der Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter, Frank Klingebiel: "Die Rechercheergebnisse bestätigen unsere seit Jahren geäußerten erheblichen Bedenken, auch zur Einhaltung der wasserrechtlichen Bestimmungen."

Es bringt nichts, an einem über 23 Jahre alten und somit heute völlig verfehlten Projekt um jeden Preis festzuhalten.

Frank Klingebiel, Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter

Gegen die Entscheidung, den Schacht als Endlager für radioaktive Stoffe zu nutzen, klagen Umweltverbände derzeit vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg.

Quelle: dpa.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 16. April 2025, 15 Uhr