Infografik

Wie Erdwärme Bremer Häuser heizen soll

Eine Frau reguliert in einer Wohnung die Heizung
Bild: dpa | Christin Klose

Erdwärme soll bald gemeinsam mit anderen Konzepten für warme Häuser in Bremen sorgen. Im Viertel startet jetzt ein Pilotprojekt. Wie könnte die Zukunft aussehen?

Im Bremer Viertel starten die Vorbereitungen für ein Pilotprojekt: Rund um die Friedensgemeinde in der Humboldtstraße will eine Genossenschaft ein Erdwärmenetz aufbauen. Dazu beginnen nun sogenannte Suchschachtungen – dahinter steckt die Erkundung des Bodens, um herauszufinden, welche Leitungen aktuell dort liegen.

Das Ziel des Projekts: In einigen Jahren soll das Netz an rund 30 Gebäude in der Umgebung CO2-neutrale und günstige Wärme liefern. Die Initiatoren hoffen, so auch Vorbild für andere Gegenden Bremens zu werden.

Das Projekt als Vorbild

"So etwas wie in der Humboldtstraße im Bestand zu machen, das ist in Deutschland ein Pilotprojekt", sagt auch Energieberater Henrik Unrath. Die Idee sei allerdings nicht in der Humboldtstraße geboren, sondern stamme aus Wien. "Es ist wichtig, dass die Menschen ernst genommen werden, dass sie Lust haben, das in die eigene Hand zu nehmen und nicht über sie hinweg entschieden wird."

Eine Sicht, die auch Winfried Osthorst von der Hochschule Bremen teilt. "Wir brauchen diese Pilotprojekte sehr dringend", sagt der auf klimafreundliche Stadtentwicklung spezialisierte Forscher.

Ergänzung zur Fernwärme?

Auch Fernwärme wird immer wieder in Bezug auf das Heizen der Zukunft genannt. Rund 30 bis 50 Prozent des Gebäudebestandes in Bremen könne aber nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, sagt Osthorst. Luftwärmepumpen seien gerade für den Altbestand ebenfalls nicht geeignet. "Da wird dann über Nahwärmelösungen wie in der Humboldtstraße diskutiert."

Bis allerdings für diese Projekte die bis zu 300 Meter tiefen Löcher gebohrt und die ersten Wärmepumpen gebaut sind, dürfte noch einige Zeit vergehen. "Mal ebenso eine Geothermie in die Humboldtstraße zu legen, das ist nicht ohne", sagt SWB-Services Geschäftsleiter Werner Hölscher.

Auch dort müssten Abstände zu Baumkronen eingehalten, Böden auf Altlasten untersucht und Flächen bereitgestellt werden. "Und da stoßen schon so erfahrene Unternehmen wie wir an gewisse Grenzen."

Geplante und im Bau befindliche Wärmewende-Projekte in Bremen

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Fern- und Erdwärme nicht die einzigen Zukunfts-Ideen

Nicht nur aus dem Boden, sondern auch aus dem Wasser: Die SWB will in Zukunft auch zum Beispiel Flusswärme in alternative Wärmeenergie für die vordere Neustadt umwandeln. Eine Großwärmepumpe mit rund zehn Megawatt thermischer Leistung ist geplant.

Einige hundert Meter weiter soll auf dem Gelände des Martinshofs eine weitere Pumpe mit rund vier Megawatt Leistung entstehen. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Wärmepumpe für einen sanierten Altbau hat rund zwölf Kilowatt Leistung, also nicht einmal ein Tausendstel der zwei geplanten SWB-Anlagen an der Kleinen Weser.

Energie aus Bier und Kaffee?

Ein Drittel der vorderen Neustadt will die SWB künftig mit Nahwärme dieser Art versorgen. Dabei soll nicht nur der Fluss angezapft werden, sondern auch die Abwärme von Betrieben wie dem Kaffeeröster Azul und dem Beck’s-Bierbrauer Inbev. Sie stehen in Summe für weitere sieben Megawatt Leistung. Doch das ist nicht genug, warnt Werner Hölscher, Geschäftsleiter der für Planung und Bau des Nahwärmenetzes verantwortlichen SWB Services.

Wenn wir in der Geschwindigkeit weitermachen, wie wir das erste Projekt gemacht haben, dann wird die kommunale Wärmeplanung erst 2150 umgesetzt.

Werner Hölscher, Geschäftsleiter des SWB Services

"Das, was wir vor uns haben, eine Wärmewende zu realisieren mit einer vorgelagerten Stromwende, das bedarf verschiedener Projekte“, sagt Hölscher. Um die Energie- und Wärmewende bis 2035 zu schaffen, wie es die Pläne der SWB vorsehen, prüfen Hölscher und sein Team längst zahlreiche andere Standorte und Technologien in Bremen (siehe Grafik).

Wärme aus der Eisbahn

Flussabwärts auf der Überseeinsel sind die Planer sogar schon einen Schritt weiter. Auf dem ehemaligen Kellogg-Gelände soll ebenfalls Umweltwärme aus Weserwasser dazu beitragen, das neue Quartier CO2-neutral zu versorgen. Um Flauten und Engpässe auszugleichen, sollen im Sommer Eisspeicher und im Winter Wärmespeicher dienen.

Aktuell wird dort unter anderem die Abwärme der Kältemaschine genutzt, die die neu entstandene Eisbahn betreibt. Darüber hinaus planen die Betreiber Geothermie und Luftwärmepumpen ein.

Teile dieses Artikels wurden im September 2024 bereits veröffentlicht und nun überarbeitet und wiederverwendet.

Vorreiter Bremen: Humboldtstraße könnte mit Erdwärme versorgt werden

Bild: Radio Bremen

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Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 3. Februar 2025, 6 Uhr