Interview
Können Mücken überwintern? Das sagt ein Bremer Ökologe
Sie haben schon einen Mückenstich? Oder Ihr Hund hat eine Zecke? Das ist doch viel zu früh! Nein, sagt Ökologe Hoffmeister und erklärt die Gründe.
Schon Anfang März jucken die ersten Mückenstiche, und auch die Haustiere bringen erste unwillkommene Mitreisende nach Hause. Ist das normal? Oder sind Zecken und Mücken in diesem Jahr wirklich früher unterwegs als sonst? Wir haben Thomas Hoffmeister, Populations- und Evolutionsökologe der Universität Bremen, danach gefragt.
Herr Hoffmeister, ist es normal, dass schon jetzt erste Zecken unterwegs sind?
Die Zeckenzeit beginnt im Februar. Das ist also gar nicht so überraschend früh. Natürlich sind die jetzt meistens noch sehr sehr klein und es gibt noch nicht so viele. Das wird zum Sommer hin noch mal deutlich zunehmen, aber auf jeden Fall sind sie jetzt schon aktiv.
Zecken sind generell da. Als Adulte (erwachsene Zecken, Anm. der Redaktion) können sie auch gut überwintern. Die sind nur auf anderen Wirten, häufig auf Mäusen. Und bei Temperaturen über sieben Grad krabbeln sie jetzt teilweise von den Mäusen runter und dann auf Büsche drauf, wo Hunde sich die abholen.
Wie ist das bei den Mücken?
Für die Moskitos gilt: Es gibt eine ganze Menge verschiedener Mücken – auch zum Beispiel Wintermücken. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten wie diese Moskitos überwintern. Die können einerseits als Larven überwintern, oder als Adulte. Dann suchen sie sich möglichst feuchte und kühle Verstecke, in die sie sich setzen können.
Als Verstecke eignen sich Keller und alle derartigen relativ kühlen, aber vor tiefem Frost und Regen geschützten Strukturen. Scheunen sind auch gut geeignet, Dachböden und so weiter. Wohnungen selber sind zu warm, da vertrocknen die Insekten leicht.
Thomas Hoffmeister, Professor für Populations- und Evolutionsökologie an der Uni Bremen
Und immer, wenn es warm wird, werden sie aktiv und fliegen dann auch durch Fenster in die Wohnungen.
Also können Mücken sogar so lange leben, dass sie den Winter überstehen und im nächsten Jahr weiter fliegen?
Genau. Normalerweise leben die gar nicht so lange. Aber gerade im Herbst wenn es kalt wird und sie sich irgendwohin zurückziehen, dann können die auch relativ lange leben.
Aktiv geworden sind die Mücken also wohl zuletzt als es einige Tage warm war. Aber jetzt ist es ja wieder recht kalt ...
Das ist für die erwachsenen Insekten durchaus gefährlich. Es gibt unterschiedliche Anpassungen, wie man mit Kälte umgeht. Es gibt zum Beispiel Tiere, die lagern dann sozugan Gefrier-Hemmer ein und es gibt andere, die sind unempflindlich dagegen, selber durchzufrieren. Aber gerade dieses Hin und Her der Temperaturen ist für Insekten relativ schwierig und kann dann auch tödlich enden.
Wenn in größerem Umfang Stechmücken schon unterwegs sind, und es wird noch mal richtig kalt und die finden keine frostfreien Verstecke, wo sie sich hinsetzen können, dann sterben die auch dabei.
Mücken-Hochsaison: Die meisten Mücken wurden im Juli und August gezählt
Wie entwickelt sich das denn wohl in den kommenden Jahren?
Insgesamt muss man sagen, dass wir eine Veränderung unseres Klima dahingehend haben, dass sämtliche Prozesse früher im Jahr einsetzen. Und, dass der Sommer länger ist und später im Jahr aufhört. In der Zukunft werden wir also auf jeden Fall mehr Mücken schon früh im Jahr haben. Und damit ist auch klar, dass wir auch schon sehr früh im Jahr Stiche haben, oder teilweise auch im Winter.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Der Vormittag, 12:50 Uhr