Fragen & Antworten

Schwammstadt: Was bringt die Begrünung privater Flächen in Bremen?

Ein Gärtner kontrolliert und schneidet die Dachbegrünung auf einer Zeile mit Reihenhäusern. (Archivbild)

Pflanzen statt Pflaster: Bremer Senat lockt Eigentümer mit Fördergeld

Bild: dpa | Frank Rumpenhorst

Um Starkregen und Trockenzeiten besser zu überstehen, sollen Bremen und Bremerhaven zu Schwammstädten werden. Dafür hat der Bremer Senat einen neuen Fördertopf aufgesetzt.

Seit Januar stehen 500.000 Euro Fördergelder bereit, damit Hausbesitzer in Bremen und Bremerhaven ihre Gebäude mehr in Richtung Schwammstadt umbauen. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Schwamm-was? Worum geht’s beim Konzept der Schwammstadt?

Beim Konzept der Schwammstadt geht es darum, einen anderen Umgang mit sehr viel Wasser bei Starkregen und den Herausforderungen der Klimakrise zu finden, sagt Elke Meier von der Bremer Umwelt-Beratung. Möglichst viel Wasser soll in der Fläche gehalten werden und nicht sofort in die Abwasser-Kanäle fließen. So soll die Kanalisation bei Starkregen vor dem Überlaufen bewahrt werden. Gleichzeitig soll auch Wasser für Trockenzeiten gesammelt werden. Dadurch kann Trinkwasser gespart werden, wenn Gärten bewässert werden. Aber: Mehr Grün und weniger Stein sollen die Stadt auch langfristig kühler machen.

Was wird konkret gefördert?

Hauseigentümer in Bremen und Bremerhaven können in fünf Kategorien Förderungen beantragen:

Das Dach eines Hinterhauses wurde bepflanzt.
Die Erdschicht mit dem kargen Pflanzen kann bei Regen Wasser vorübergehend speichern. Bild: Bremer Umwelt Beratung
  • Dachbegrünung: Dächer, die mit Erde und Pflanzen bedeckt sind, können Wasser speichern, was sie dann langsam wieder abgeben. Je stabiler das Dach ist, desto größer können die Pflanzen werden – und dann auch Insekten anlocken. Es gibt bis zu 6.000 Euro Zuschuss pro Haus, allerdings werden maximal 30 Prozent der Gesamtkosten zugeschossen. Dabei kommen vor allem Flachdächer in Frage. Das Gründachkataster gibt einen Überblick. Die Förderung greift nur bei freiwilligen Projekten. Neubaudächer über 50 Quadratmeter sind ausgenommen, da es für sie eine Begrünungspflicht in der Landesbauordnung gibt..
  • Grüne Fassaden: "Es werden nur Pflanzen gefördert, die nicht von selbst an den Fassaden wachsen", sagt Elke Meier. Der wilde Wein und Efeu sind damit raus. Sie sind vom Pflegeaufwand und den Auswirkungen auf die Bausubstanz nicht optimal. Die Pflanzen an den Fassaden sollen dafür sorgen, dass sich die Häuser in Hitzeperioden weniger aufheizen. Und sie bieten Tieren ein Zuhause. Gefördert werden Bauarbeiten ab 250 Euro bis zu einer Gesamthöhe von 5.000 Euro, wobei maximal 50 Prozent der Gesamtkosten übernommen werden..
  • Entsiegelung von Flächen: Wer etwa die Steinplatten aus dem Vorgarten reißt und Platz für ein Beet macht, kann bis zu 5.000 Euro Zuschuss bekommen, wobei nur bis zu 30 Prozent der Baukosten bezahlt werden. Die Grundidee dabei: Alles Wasser, was direkt versickert, ist bei Starkregen kein Problem in der Kanalisation. Außerdem heizt die Stadt nicht so schnell auf, wenn weniger Stein verbaut wird. .
  • Nutzung von Regenwasser: Weil Bremen selbst nicht genug Trinkwasser hat, kommen rund 80 Prozent aus Niedersachsen, rechnet die Bremer Umwelt-Beratung vor. Dabei könnten theoretisch 40 Prozent des Bedarfs auch mit Regenwasser gedeckt werden. Dabei geht es vor allem um die Toilettenspülungen und das Wasser zum Gießen der Gärten. Deshalb werden Regenwassernutzungsanlagen mit bis zu 5.000 Euro gefördert. Je nach Bauart werden 25 bis 40 Prozent der Gesamtkosten übernommen..
  • Nutzung von Grauwasser: Nur leicht verschmutztes Wasser doppelt zu nutzen, ist eine weitere Wasser-Sparvariante, die jetzt in Bremen und Bremerhaven gefördert wird. Dabei geht es etwa um das Abwasser aus der Dusche, was zur Spülung der Toiletten benutzt werden kann, weil dort keine Trinkwasserqualität benötigt wird. Auch hier gibt es bis zu 5.000 Euro Zuschuss, gedeckelt auf 40 Prozent der Gesamtkosten. Allerdings gilt hier und auch beim Regenwasser: "Bei allem, was irgendwie mit Trinkwasser zu tun hat, muss zwingend ein Fachbetrieb beauftragt werden", erklärt Elke Meier. .

Was bringen die kleinteiligen Maßnahmen wirklich für die Umwelt?

Das Förderprogramm ist nicht der eine große Wurf, mit dem Bremen und Bremerhaven auf einen Schlag zu Schwammstädten werden. Darin ist man sich bei der Bremer Umwelt-Beratung und auch bei Hanse-Wasser einig. Aber das sei auch nicht das Ziel. Der Weg zur Schwammstadt sei ein großes Puzzle, sagt Meier. "Wenn wir an verschiedenen Stellen ansetzen, haben wir eine größere Wirkung."

Aus Sicht von Hanse-Wasser, die über die Bremer Abwasserkanäle wachen, wird das Thema Schwammstadt in den nächsten Jahren immer wichtiger in der Stadtentwicklung werden. Das neue Förderprogramm sei da ein Startschuss, sagt Sprecher Holger Bruns. “Wichtig ist, Projekte in Umsetzung zu bringen."

Es gehe um die Frage, wie Bremen die Folgen des Klimawandels bestmöglich bewältigen könne. “Aber natürlich ändert man die Welt nicht, indem man auf einen Knopf drückt", sagt Bruns. Man müsse an unglaublich vielen Stellschrauben drehen – und die geförderten Maßnahmen an privaten Häusern seien ein Teil davon. Sie ergänzten die Maßnahmen im öffentlichen Raum.

Wie kann man die Förderungen beantragen?

Grundsätzlich gilt: Es gibt nur für Häuser in Bremerhaven und Bremen Fördergelder. Und Eigentümer müssen aber eine Antrag bei der Bremer Umwelt-Beratung stellen, bevor sie anfangen zu bauen. Darüber hinaus unterscheiden sich die Voraussetzungen je nach Maßnahme.

Wie groß ist die Nachfrage?

Da das Programm erst Anfang Januar an den Start gegangen ist, gibt es noch keine belastbaren Zahlen. "Aber ich telefoniere viel in Sachen Förderung", sagt Elke Meier. Sie rechnet nicht damit, dass alle Anträge die volle Förderhöhe ausschöpfen. “Es wird auch kleinere Baustellen geben." Über die Förderung sollen all jene Hauseigentümer belohnt werden, die freiwillig etwas gegen die Folgen des Klimawandels tun wollen. "Weil sie privat etwas tun, was für alle nützlich ist."

Was sagen die Hauseigentümer?

Haus und Grund begrüßt das neue Förderprogramm des Senats. "Wir halten die Förderung für eine gute Sache", sagt der Geschäftsführer Ingmar Vergau. "Wir haben in Bremen bei Starkregen ein Problem mit zu viel Wasser in den Kanälen, insofern müssen eigentlich alle versuchen, etwas dagegen zu tun."

Besonders wichtig sei dabei, dass in dem Zuge keine neuen Verpflichtungen geschaffen werden, sondern es bei der Unterstützung freiwilliger Maßnahmen bleibe. "Das darf nur nicht kippen", sagt Vergau. 500.000 Euro seien auf dem Feld zwar auch schnell aufgebraucht. Aber der Fördertopf sei ein guter Anschub.

Wie Bremen in Zukunft mit Starkregen umgehen will

Bild: Radio Bremen
  • Starkregen in Bremen: "Kein Kanalsystem ist darauf ausgelegt"

    Das Kanalsystem in Bremen war nach dem Starkregen am Mittwoch teilweise überfordert. Florian Franz von Hansewasser erklärt, was die Kanäle im Extremfall leisten müssen.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 4. Februar 2025, 6 Uhr