6 überraschende Fakten zur Bremerhavener Straßenbahn
Die Stadt will mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse prüfen, ob eine Straßenbahn sinnvoll für Bremerhaven ist. Früher gab es eine – zunächst mit tierischem Antrieb.
SPD, CDU und FDP haben in ihrem aktuellen Koalitionsvertrag kurz und knapp festgehalten: "Die Bewertung des Vergleichs von Straßenbahn und Busverkehr ist mittels eines standardisierten Verfahrens zu untersuchen." Ein Ergebnis gibt es noch nicht, aber die Idee, in Bremerhaven wieder eine Straßenbahn zu haben, hat viele Fans. Und neu ist das Vorhaben nicht: Vor 40 Jahren ratterten noch Triebwagen durch die Seestadt.
1 Straßenbahn wurde von Pferden gezogen
Die allererste Straßenbahn fuhr 1881 durch Bremerhaven – gezogen von einem Pferd. Damals wurde die Bremerhavener Straßenbahn AG gegründet. Insgesamt wurden fast sieben Kilometer Gleise verlegt: vom Bahnhof Geestemünde bis zur Wurster Straße in Lehe. 14 Wagen und 50 Pferde waren vor mehr als hundert Jahren im Einsatz. Die erste elektrische Straßenbahn fuhr ab 1898. Zunächst waren sogenannte Akkumulatorentriebwagen im Einsatz, 1908 wurde der Betrieb auf eine elektrische Straßenbahn mit Oberleitungen umgestellt. Insgesamt gab es bis zu sechs Straßenbahnlinien in Bremerhaven.
2 An Sonn- und Feiertagen fuhren keine Bahnen
Ab 1975 wurde der Linienbetrieb montags bis freitags ab 19 Uhr und samstags ab 14 Uhr von Bussen übernommen. An Sonn- und Feiertagen fuhren gar keine Züge mehr. 1978 übernahmen auch werktags immer öfter Busse die Touren. Die Straßenbahnen waren in die Jahre gekommen. Die Stadt investierte nur noch in den Busbetrieb. Man hatte gerade das 100-jährige Bestehen der Bremerhavener Straßenbahn gefeiert, da verkündete die Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, dass der Straßenbahnbetrieb im Winter 1982 eingestellt wird.
3 Trauerfeier zum Abschied
Etliche Straßenbahn-Fans veranstalteten am 30. Juli 1982, am letzten Tag, an dem eine Straßenbahn durch Bremerhaven fuhr, eine Trauerfeier auf dem Theodor-Heuss-Platz. Aufgrund der vielen Trauernden kam der letzte Triebwagen – mit einer Trauerschleife versehen – bei seiner letzten Fahrt nur im Schritttempo voran.
4 Es gibt heute noch Fan-Clubs
Viele Bremerhavener wünschen sich die Straßenbahn zurück. Einige Befürworter haben sich in Gruppen zusammengeschlossen. Der Verein "Bewahrung der historischen Werte Bremerhavens" hat sogar zwei ehemalige Bremerhavener Triebwagen vom Hannoverschen Straßenbahnmuseum erworben. Sie stehen auf einem ehemaligen Ladegleis in Heinschenwalde bei Bremervörde. Der Verein sucht Sponsoren und Handwerker, um sie wieder aufzubereiten.
Der Verkehrsclub Bremerhaven ist weniger nostalgisch. Er setzt sich intensiv für die Wiedereinführung der Straßenbahn ein, hat sogar konkrete Pläne entwickelt. Animationen auf der eigens für das Vorhaben eingerichteten Internetseite zeigen, wie die Straßenbahn in den heutigen Verkehr integriert werden könnte. Und auch einen Fahrplan hat der Club erstellt: Von Wulsdorf führt die Route bis nach Leherheide. Auch eine Abzweigung nach Grünhöfe ist eingeplant.
5 Bremerhavener Straßenbahn fährt heute in Rumänien
Die Bremerhavener Straßenbahnen wurden 1982 zunächst von der Bremer Straßenbahn AG gekauft. Von 1995 bis 1998 wurden sie nach Rumänien verkauft. Fünf Triebwagen sowie drei Beiwagen sollen noch heute in der Stadt Timișoara im Einsatz sein.
6 Es gibt noch Spuren der Straßenbahn in Bremerhaven
An mehreren Stellen in der Stadt kann man heute noch Spuren der Straßenbahn entdecken. So sind zum Beispiel vor dem "Cinemotion"-Kino in der Innenstadt in der gepflasterten Straße Teile der Gleise zu sehen. Zusätzlich informiert ein Hinweisschild am Straßenrand über die Geschichte der Straßenbahn in der Seestadt.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Januar 2020, 19:30 Uhr