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Was Sie zum 30. Jubiläum der Bremer Tafel wissen müssen

Drei Frauen sprtieren Lebensmittel bei der Tafel.
Der Bremer Tafel e.V. unterhält in Bremen derzeit fünf Ausgabestellen. Bild: Imago | Funke Foto Services

Seit Mai 1995 kümmert sich die Bremer Tafel um bedürftige Menschen. Wieviele Menschen nutzen das Angebot in Bremen? Und wieviele Lebensmittel werden gespendet?

Wie hat sich die Arbeit bei der Bremer Tafel in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Die Bremer Tafel versorgt seit 1995 bedürftige Menschen in Bremen mit Lebensmitteln. Diese beziehen Bürgergeld, Sozialhilfe, Asylleistungen oder nur eine kleine Rente. Zu Beginn sammelte die Tafel Lebensmittel ein und transportierte diese zu den Küchen von sozialen Einrichtungen. Andernfalls wären diese Lebensmittel vernichtet worden.

Rasch fiel allerdings die Entscheidung, die Lebensmittel direkt an Menschen mit einem niedrigen Einkommen weiterzureichen. Deshalb wurden die ersten Ausgabestellen eingerichtet. Derzeit verfügt die Tafel über fünf unterschiedliche Ausgabestellen in Bremen. Diese befinden sich in Hemelingen, Burg, Huchting, Obervieland und der Vahr.

Obervieland und die Vahr dienen dabei explizit als Ausgabestellen für Seniorinnen und Senioren. In Huchting wiederum werden donnerstags Lebensmittel lediglich an Senioren ausgegeben. "Wir haben festgestellt, dass ältere Menschen den Weg zu den großen Ausgabestellen nicht mehr schaffen und sich dort aufgrund der großen Nachfrage auch nicht wohlfühlen", erklärt der Vorsitzende Uwe Schneider im Gespräch mit buten un binnen. Kunden, die nicht mehr mobil sind, können zudem beliefert werden.

Wie viele Menschen nehmen in Bremen das Angebot der Tafel in Anspruch?

Aktuell nutzen etwa 7.000 Menschen in Bremen das Angebot der Tafel. Diese verteilen sich auf rund 2.500 Haushalte. Schneider verweist diesbezüglich auf die hohen Lebensmittelpreise und das zunehmende soziale Gefälle. Dadurch steige auch die Nachfrage bei der Tafel.

Zuletzt musste daher zwischenzeitlich auch ein Neuaufnahmestopp vorgenommen werden. Mittlerweile hat sich die Lage allerdings wieder verbessert. "Derzeit können wir wieder neue Kunden aufnehmen", so Schneider.

Wie viele Lebensmittel werden gespendet? Und von wem?

Die Bremer Tafel sammelt monatlich rund 250 Tonnen an Lebensmitteln ein, die in den Läden nicht mehr zum Verkauf angeboten werden. Bereitgestellt werden die Lebensmittel in Bremen von etwa 160 Spendern. Dabei handelt es sich vor allem um Supermärkte, aber auch um Bäckereien, die die Lebensmittel kostenfrei zur Verfügung stellen. Dafür erhalten diese jeweils eine Spendenbescheinigung.

Unternehmen wie Banken oder Automobilhersteller unterstützen anderweitig. Beispielsweise finanziell oder durch das Bereitstellen von Fahrzeugen zu günstigen Konditionen. Von Privatpersonen erhält die Tafel zudem regelmäßig Geldspenden. "Das hilft uns sehr, um das Tagesgeschäft abzudecken", erläutert Schneider.

Findet die Bremer Tafel genügend Ehrenamtliche?

Knapp 220 ehrenamtlich Mitarbeitende unterstützen die Tafel in Bremen derzeit. Diese sind täglich mit fünf Fahrzeugen unterwegs, um die Lebensmittel bei den Spendern einzusammeln. "Die Personalkosten halten sich in Grenzen", sagt Schneider.

Die Arbeitszeiten liegen zumeist zwischen 11 und 15 Uhr und sind somit oftmals mit einer klassischen Berufstätigkeit nicht vereinbar. Neben älteren Menschen, die das Berufsleben abgeschlossen haben, helfen, wie Schneider berichtet, aber auch immer Schülerpraktikanten und Studenten bei der Tafel.

Unterschiede gibt es allerdings bei der Verteilung der Ehrenamtlichen auf die Standorte. "In Bremen-Nord ist es schwierig", räumt Schneider ein. "Da haben wir Probleme und noch Bedarf." Geplant ist bereits, den Standort in Burg zu schließen und stattdessen wieder eine Ausgabestelle in Gröpelingen zu eröffnen. Gehofft wird, dass sich dort mehr Ehrenamtliche finden.

Wie hat sich die Rolle der Tafel innerhalb der Gesellschaft in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Nachdem 1993 in Berlin die erste Tafel gegründet wurde, existieren laut den Angaben des Tafel Deutschland e.V. bundesweit mittlerweile mehr als 970 Tafeln. Über einen längeren Zeitraum besaß die Tafel ein gewisses "Schmuddel-Image". Wer sie aufsuchte, schämte sich häufig und sprach am liebsten nicht darüber.

"Mit der Tafel tragen wir zum sozialen Gefüge der Stadt bei. Da gab es in den vergangenen Jahren einen Wandel", ist sich Schneider sicher. Er stellt fest, dass die Akzeptanz immer weiter zunimmt. Der Vorwurf, dass es dort nur "den letzten Schmutz" gebe, sei immer seltener zu hören. Stattdessen sei in Bremen spürbar, dass die Menschen in der Stadt die Arbeit der Tafel anerkennen.

Rückblick: Weniger Ware, aber mehr Bedürftige – Krisentreffen der Bremer Tafeln

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 4. Mai 2025, 19:30 Uhr