Kriminalstatistik in Bremen: Weniger Raub, aber mehr Messerangriffe

Vor dem Bremer Haushaus steht ein Polizeifahrzeug.

Altfälle treiben Bremens Kriminalstatistik 2024 nach oben

Bild: dpa | Sina Schuldt

Die Polizei hat 2024 deutlich mehr Fälle abgearbeitet als im Vorjahr, was vor allem an Altfällen liegt. Die sexuelle Gewalt an Kindern jedoch bereitet dem Innensenator Sorgen.

Die Zahl der Straftaten im Land Bremen ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das hat aber auch statistische Gründe. Denn auch alte Fälle, die erst jetzt abgearbeitet werden, landen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die am Montag vorgestellt wurde. Die Polizei hat 2024 im Land Bremen 105.000 Fälle abgearbeitet, das sind knapp 8.000 mehr als im Vorjahr. Bei dem Anstieg handelt es sich aber vor allem um Altfälle.

Das Plus von 8,6 Prozent liege vor allem daran, dass die Zahl an alten, unbearbeiteten Fällen um gut ein Viertel reduziert werden konnte, sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der PKS-Vorstellung. Die Zahl der angezeigten Delikte ist in der Stadt Bremen demnach leicht gesunken.

Im Bereich um den Bremer Hauptbahnhof zeigen die polizeilichen Maßnahmen Wirkung, so der Bericht. "Insbesondere die Soko Junge Räuber ist ein voller Erfolg. Von 1.190 Vorgängen haben wir mehr als jeden zweiten aufgeklärt. 392 Tatverdächtige wurden ermittelt, über 70 Haftbefehle erwirkt", fasst Mäurer die Zahlen zusammen.

1 Deutliche Zunahme von Kindesmissbrauch

Sorgen bereitet Innensenator Ulrich Mäurer aber vor allem die Zunahme beim sexuellen Missbrauch von Kindern – mit 145 Fällen waren es 47 mehr als im Vorjahr.

Das sind erschütternde Zahlen.

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD)

Hinzu kommen mehr Fälle von Kinderpornografie und auch bei Gewalt in Familien.

2 Mehr Straßenraub

2023 waren noch 587 Fälle von Straßenraub gemeldet worden, für 2024 sind es 625 Fälle. Dies führt Mäurer auf die Arbeit der Soko Junge Räuber zurück: "208 Fälle der Soko fließen in die PKS ein, das macht ein Drittel aller Vorgänge im Bereich Straßenraub aus."

Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger liegt hier bei 73 Prozent, 2023 waren es noch 67 Prozent. Dabei spricht Mäurer von jungen Männern aus Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Syrien, die als mutmaßliche Täter auffallen. Diesen Personenkreis habe man weiter im Blick, viele der Tätern seien inhaftiert worden.

4 Mehr Messerangriffe

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Messerangriffe in Bremen um 74 auf 389 Fälle gestiegen. Dabei wurden 132 Mal Messer als Drohmittel verwendet. In diesem Zusammenhang möchte die Polizei prüfen, ob eine Ausweitung der Waffenverbotszonen möglich ist.

Hinweis: Bei der Zahl der Messerangriffe handelt es sich laut PKS um einen "bedauerlichen Höchststand", die Zahl wird erst seit wenigen Jahren überhaupt erfasst. Hierbei ist ein Vergleich wegen der geringen Datenlage statistisch schwierig.

5 Weniger Körperverletzung

In diesem Bereich sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr deutlich um zehn Prozent von 7.887 auf 7.091 gesunken.

6 Weniger Wohnungseinbrüche

Vor zehn Jahren gab es bei den Wohnungseinbrüchen einen traurigen Höchststand – damals gab es mehr als 1.570 Einbrüche. Bereits 2023 ging diese Zahl auf 850 zurück. Für 2024 meldet die Polizei 675 Fälle. Als Erklärung für die gesunkenen Fallzahlen nennt Innensenator Mäurer zwei Gründe: die langjährige Präventionsarbeit der Polizei sowie die Festnahme einiger Serieneinbrecher.

7 Mehr Ladendiebstähle

In der Polizeilichen Kriminalstatistik machen Diebstähle rund 50 Prozent aller PKS-Vorgänge aus. Gegenüber dem Vorjahr gab es über 7.300 mehr Fälle. Die Entwicklung in diesem Bereich hängt laut Polizei auch maßgeblich mit der Entwicklung der Fallzahlen im Bereich des Ladendiebstahl zusammen.

Hier ist ein Anstieg von 6.513 Taten (2023) auf 9.467 im Jahr 2024 festzuhalten. Mäurer dazu: "Hier spiegelt sich offensichtlich die Inflation und die wirtschaftliche Lage der Menschen wider. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung."

8 Mehr Fahrraddiebstähle

Die Zahl der Fahrraddiebstähle stieg von 5.919 auf 6.270. Das liege Mäurer zufolge auch an der Menge hochwertiger E-Bikes: "Damit werden sie auch attraktiver für Diebe." Der Anteil der entwendeten E-Bikes und Pedelecs betrage knapp 20 Prozent.

9 Mehr Gewalt gegen Rettungskräfte

Auch die Fälle von Gewalt gegen Rettungskräfte sind gestiegen, von 30 auf 38. In 19 Fällen habe es körperliche Gewalt gegen Rettungskräfte gegeben.

Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. März 2024, 15 Uhr